… und in Mailand, San Francisco und Barcelona. – Im Jahr 2000 trugen die Investoren-Gelder unsere Schanzenfirma in die Welt hinaus.
O-Ton eines Mitarbeiters aus der Zeit: „Ich werde es nie vergessen, als ihr mir in der ersten Woche des Februars verkündet habt, dass die Netzpiloten in die USA nach San Francisco wollen und ich dachte zuerst an einen Firmenausflug, den ich organisieren soll.“ – Im Nachhinein gesehen war es leider wirklich nur ein Ausflug von etlichen Monaten.
Aber zuerst musste der Kollege in Windeseile vier Netzpiloten-Dependancen errichten. – Büros suchen, Firmengründungen anbahnen, Markenrechte übertragen, Personal finden … für uns war das wie ein Rausch. Und wir hatten freie Bahn!
Als wären wir Start-ups heiße Rennpferde, räumten damals Behörden, Wirtschaftsinitiativen und Investoren alle Barrieren aus dem Weg, damit wir überall schnell gründen konnten. Wir genossen diese Macher-Zeit. Und uns war durchaus klar: die Wetten auf uns standen astronomisch hoch.
Jeweils zwei bis drei Mitarbeiter*innen schickten wir ins große Abenteuer (die meisten aus dem Hamburger Team - außer Frankreich, da schalteten wir kühn in der Libération eine Anzeige und ich saß hochkonzentriert einen Tag lang in einem Hotelzimmer in Paris und interviewte Kandidat*innen).
In San Francisco half uns Hans Niebergall mit dem Niederlassen. „Schicken Sie mir Ihre Kollegen, und ich werde ihnen bei allem helfen“. Gesagt, getan. Als die beiden zauberhaften jungen Kollegen bei ihm landeten, rief er mich ohne Beachtung des Zeitunterschieds mitten in der Nacht an, um mir spontan sein blankes Erstaunen auszudrücken: die beiden wären ja Kinder!
Mailand war cool und Paris ein surrealer Traum. Die Stadt meiner romantischen Schüler- und Studententrips wurde Standort für Webpilots France. Crazy!
Barcelona gehörte immer unser Herz. Die Stadt war ein Kreativ-Hotspot und liegt am Meer. Noch Fragen? Im Frühjahr 2000 spazierten Matthias und ich in die renommierte Kanzlei Martí & Associats. Während wir warteten, bemerkten wir, dass zig Leute in der Halle auftauchten und zu uns rüberschauten. Offenbar hatte es sich im Haus herumgesprochen, dass die zwei jungen Männer in Baggy-Hosen und mit Fahrradkuriertaschen die Internet-Unternehmer aus Deutschland sind, die ihre Webpilots España gründeten. Jawohl.
Knapp ein Jahr später, als das Platzen der Dotcom-Blase auch unsere Investorengelder vaporisierte, mussten wir alle Auslandsbüros blitzschnell schließen. Das jähe Ende steckte uns allen lange in den Knochen.
Was mich stolz und glücklich macht: Das spanische Büro konnten wir kurz danach wieder eröffnen. Übrigens nach dem gleichen Muster: Ein junger spanischer Mitarbeiter aus Hamburg machte sich mit zwei Kollegen auf nach Barcelona. Er führt dort seit 20 Jahren eine erfolgreiche Webpilots España. Herzlichen Glückwunsch, lieber Jose Maria Martinez Gonzalez!
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