Vorweg: Ich nehme das 25-jährige Jubiläum der Netzpiloten zum Anlass für eine Reihe von Flashback-Posts hier auf LinkedIn. Nicht streng chronologisch. Eher wie ein Stream aus für mich bemerkenswerten Start-up Momenten. Ich freue mich, wenn ihr ebenfalls Lust habt, was zu erzählen, zu ergänzen oder einfach nur zu kommentieren.
Rückblickend waren die Netzpiloten ein absolut typisches Start-up: Zwei Jungs (Matthias Dentler und ich) waren seit ihrer Studienzeit begeistert von den Internet-Stories aus den USA.
1995 wollten wir unbedingt selbst was ausprobieren in diesem neuen World Wide Web. Da wir bereits Berufsanfänger waren (ich als Journalist und Matthias als kaufmännischer Leiter) musste der Vorstoß in die neuen Welten in unserer Freizeit passieren. Erst in der Studentenbude von Matthias, dann in seiner Wohnung in der Hamburger Schanze. Sie sollte dann für Jahre das sagenhaft überfüllte Hauptquartier der Netzpiloten werden. Schuld daran war nicht zuletzt ein kleiner Coup, der uns große lokale Aufmerksamkeit brachte:
Anfang 1999 beschlossen wir, mit unserem Netzpiloten-Projekt (Webtouren - redaktionell geführte Touren durchs Internet) so richtig durchzustarten. Wir suchten jede Menge Mitarbeiter*innen und hatten zudem die Strategie, uns ein bisschen bekannt zu machen, bevor wir uns mit Investoren an den Tisch setzten. Geld für Werbung hatten wir natürlich keines. Uns fiel aber was ein:
Matthias kannte einen Graffity-Sprayer. Der wurde kurzerhand davon überzeugt, dass er das brandneue Netzpiloten-Logo (unseres all-time Art Directors Matthias Scholz) auf die Hauswand von Matthias Wohnung malen sollte. Legal natürlich.
Also machten wir vorher die große Tour zum Vermieter, zum Quartiersmanagement (thanks Kurt Reinken) und zu den direkten Nachbarn. Alle mussten zustimmen für den Antrag. Uns begegnete allseits großes Unverständnis für das Werbemotiv. Eine Internet-Adresse auf eine Hauswand? Wir waren schnell bekannt wie bunte Hunde. Die Neugier auf uns zwei Gründer genossen wir. Der Blumenhändler von gegenüber wurde unser erster Fan, ohne je im Internet gewesen zu sein.
Wir durften sprayen. Der Hubwagen kam, Schaulustige und Presse auch. Wir fühlten uns mega-cool und trauten aber offensichtlich doch nicht hundert Prozent der Internet-Adresse: in letzter Minute platzierten wir sicherheitshalber auch noch ..ähm .. Matthias Festnetz-Nummer auf die Wand.
Zur Sammlung der Netzpiloten Wayback-Posts
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