Der Star des Unternehmens war seit 1998 die Plattform Netzpiloten.de. Ich habe sie von Anfang an als große Infotainment-Plattform angelegt für alle damals ins Netz strömenden Digital-Neulinge.
Technisch haben wir eine Software programmiert, mit der wir kommentierte Themen-Touren durchs World Wide Web anbieten konnten (merci Tobi Schulz). Nur ein Klick, und die virtuell Reisenden wurden automatisch zu ausgewählten Seiten geführt. Mit einem kleinen Navigator konnten sie anhalten und vor oder zurückspringen. Heute unvorstellbar, wie sehr diese Webtouren den Nerv der Zeit getroffen hatten.
Es war ein Heidenspaß, die große Vielfalt des Netzes zu vermitteln. Abgrenzen wollten wir uns vor allem von der langweiligen Online-Welt der Dienste wie AOL und Compuserve. In feinem Popdesign (Matthias Scholz) haben wir Aufsehen erregt, mit Touren zum damaligen CDU-Spendensumpf oder mit zahllosen Comedy-Fundstücken. Eine Redaktion von rund 50 Mitarbeiter*innen produzierte Hunderte von tagesaktuellen Touren zu allen möglichen Themen (shoutout to Andrzej Wiencek) – Auf jeweils eigenen Plattformen für Deutschland, Österreich, Spanien, Italien, Frankreich und die USA.
National bekannt wurden die Netzpiloten mit einem flotten Cyber Musical als Werbespot mit meinem Mann Thomas Hermanns (erzähle ich nächste Woche).
Geld verdient wurde ausschließlich über Werbeeinnahmen. Auf der Tour oder am Schluss ging’s auf die Seiten von ausgewiesenen Sponsoren. Mit dem gewaltigen traffic aus der TV Präsenz war das eine feine Sache. Trotzdem haben wir leider zu spät alternative Erlösmodelle entwickelt. E-Commerce kam später.
Der große Dotcom-Crash von 2001 war auch ein radikaler Ausstieg der Werbeindustrie aus der Online-Werbung. Das setzte uns ziemlich unsanft auf den Hosenboden.
Jedenfalls hat uns die Bekanntheit der Netzpiloten aus dieser Zeit stets geholfen. Auch als wir später als Magazin im Blogstyle wieder durchstarteten. Bis heute ist das Kuratieren von Themen und Expert*innen unsere Leidenschaft. Neuerdings sogar in analogen Räumen wie dem Amplifier Berlin und dem Space in Hamburg.
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